Karstphänomene des Biokovo
Der wunderschöne Ausblick auf das Meer, die Riffe und Inseln, den man von oben hervorragend genießt, war die fast einzige Belohnung für unsere Mühe - schrieb Alberto Fortis in seinem berühmten Werk "Reise durch Dalmatien" im Jahre 1774, nach seinem langen und für ihn lebensgefährlichen Aufstieg auf das Gebirge Biokovo, auf der Suche nach natürlichen Eisgruben. Zu seiner Zeit waren Wanderpfade auf dem Biokovo sehr selten, selten waren auch Enthusiasten, die mühsam den Berg bestiegen, um letztendlich einen einmaligen Ausblick auf das Meer und die Inseln als die einzige Belohnung für ihre Mühe zu genießen.
Außer auf Wanderpfaden kann man Biokovo heute auch mit dem Auto erreichen, so dass sich immer mehr Touristen der Riviera von Makarska zu einem Besuch des Gebirges entschließen.
Ist aber der einmalige Ausblick auf Meer und Inseln wirklich die einzige "Belohnung" für Besucher?
Für die hiesigen Einwohner ist die Karstlandschaft des Biokovo ein Teil des Alltags, so dass man häufig wahrscheinlich nicht den wahren Wert dessen erkennt, das einem "direkt vor der Nase liegt".
Für Gäste aus den Alpenländern, aus der pannonischen Ebene, aus den städtischen Zentren von Westeuropa ist die Landschaft des Biokovo nicht alltäglich und viele werden fragen, was für seltsame Felsen das Biokovo hat, wie die ungewöhnlichen Vertiefungen entstanden sind -die Mulden im Relief des mittleren Gebirgsteils, ... man wird nach der Flora und Fauna, der Geschichte fragen...
Das Biokovo hat zahlreiche wertvolle "Belohnungen" für neugierige Naturliebhaber anzubieten, hier werden wir aber nur einen Teil der Karstphänomene betrachten, die gerade untersucht werden oder bereits in das lehrreiche Angebot des Naturparks Biokovo eingeordnet wurden.
Die Belehrung der Besucher über die Bedeutung und den Wert der Natur des Biokovo ist zugleich eine bedeutende Maßnahme für seinen Schutz, denn der Umweltschutz ist weitaus effizienter, wenn die Menschen die Natur direkt kennen lernen und sie persönlich erleben können.
WAS SIND KARST UND KARSTPHÄNOMENE?
Der Regen und Schnee, die in den Wintermonaten auf dem Biokovo fallen, absorbieren das Kohlendioxid aus der Luft und dem Boden und machen ihn zu einer schwachen Kohlensäure. Die Folge der Auswirkung dieser schwachen Säure auf die schmelzbaren Felsen des Biokovo (Kalkstein und Dolomiten) durch lange geologische Zeiträume ist die Entstehung des besonderen Reliefs auf und unterhalb der Erdoberfläche, der Karst genannt wird.
Da Wasser sehr rasch durch Risse in die Erde versickert, gibt es im Karst keine Wasserläufe an der Oberfläche, was eines seiner Grundmerkmale ist, es gibt aber unterirdische Wasserläufe, die, dadurch dass sie Felsen schmelzen lassen und die Risse erweitern, zahlreiche Höhlen und Gruben gestalten.
Das Karstrelief bedeckt etwa 50 % des Festlandes von Kroatien. Auf dem Biokovo sind fast alle typischen Karstphänomene präsent.
INSTRUKTIVER GEOLOGIEPFAD UNTERHALB VON VILOVIK
Der Geologiepfad befindet sich in der Nähe des Gebietes, das auf topographischen Karten als Vilovik eingezeichnet ist, und beginnt an der Straße, die vom Eingang in den Naturpark Biokovo zum höchsten Gipfel, dem hl. Georg führt, etwa l km hinter Lemišini doci gelegen.
Der Pfad ist kurz (ein langsamer Spaziergang von etwa 20 Min.), mit einem geologischen Zeichen markiert und mit Tafeln an den Stellen gekennzeichnet, die auf einfache Weise erklären, wie der Kalkstein entsteht, ein Felsen, der den Großteil des Biokovo ausmacht, und wie die Karstphänomene an der Oberfläche, die Gruben, zustande gekommen sind, die auf dem ganzen Biokovo zu sehen sind.
Das Entstehen des Kalksteins wird durch Zeichnungen erläutert, die in Kroatisch und Englisch beschrieben werden. Es ist die geologische Geschichte vom oberen Jura (vor etwa 160 Millionen Jahren), als mineralische Skelettreste von Organismen des einstigen Tethis-Ozeans sich ablagerten, über die Aushärtung der Ablagerungen zu einem festen Felsen, bis zur tektonischen Erhebung von Schichten von Kalkstein über der Meeresfläche, als die Erosionsformung des Gebirges begann, die auch heute noch andauert.
Auf der Kalksteinfläche kann man spazieren gehen und die geologischen Besonderheiten betrachten, unter denen die Gruben zu den jüngsten oberflächlichen Karstphänomenen gehören.
Beim Spaziergang auf dem Kalkstein kann man zahlreiche Gruben - Fugen verschiedener Größe und Formen sehen, die von den Niederschlagswässern geformt werden, die entlang des steilsten Teils hinunter fließen und so den Kalkstein schmelzen lassen.
Große Gruben entstehen, wenn sich Wasserläufe vereinen und dabei schneller werden, so dass auch Wirbel auftreten können.
Gruben können auch flach sein, wenn die Oberfläche des Felsens, auf dem sie entstehen, steil ist; sie können bei geringem Abfallen des Geländes auch kurvig sein (schlängelnd). Es gibt sie auf dem ganzen Biokovo.
Am Ende des Geologiepfades sind einige schöne Gruben, bei denen auch eine Tafel steht, die das Entstehen und die Bedeutung dieser Erscheinung auf dem Biokovo erklärt.
Es handelt sich dabei um runde, längliche oder ungleichmäßige Vertiefungen im Felsen, deren Boden häufig völlig eben ist. Ihr Durchmesser beträgt meist nur wenige Zentimeter bis einen Meter, nur selten sind es mehrere Meter wie auf dem Geologiepfad. Sie entstehen an Stellen, an denen wegen nur geringen Abfallens des Geländes Wasser längere Zeit zurückbleiben kann. Zu Beginn entstehen kleinere Vertiefungen, in denen Wasser zurückbleibt, das den Kalkstein allmählich schmelzen lässt. Da das Schmelzen am intensivsten dort ist, wo die Wasseroberfläche den Felsen berührt, breiten sich diese Phänomene mehr aus und vertiefen sich weniger.
Diese Gruben sind häufig "Fallen" für verschiedene organische Reste aus der Umwelt, so dass mit der Zeit in einigen auch Boden entsteht. Größere, in denen sich Regenwasser sammelt und längere Zeit zurückbleibt, sind eine wertvolle Quelle für das Tränken von Vieh. Daher haben die Menschen oft durch Ausmeißeln diese natürlichen Gruben vertieft, um ihr Fassungsvermögen zu vergrößern und mehr Wasser sammeln zu können. In der großen Grube am Geologiepfad sind auch Salamanderlarven zu sehen.
DOLINEN
Dolinen sind die größten Formen an der Oberfläche des Karstreliefs des Biokovo. Sie sind gewöhnlich kreisförmig, ihr Durchmesser reicht von einigen Metern bis zu einem Kilometer, sie können einige Meter oder mehrere hundert Meter tief sein.
Die meisten Dolinen gibt es auf den Hochebenen des mittleren Gebirgsteils des Biokovo, weniger an den Hängen und an den steilen Hängen sind sie kaum vorhanden.
Sie entstehen durch komplexe Prozesse des Schmelzen" von Kalkstein an Stellen, an denen das Wasser konzentriert versickert, sowie an eingebrochenen Decken früherer Gruben und Höhlen. Dolinen, die durch allmähliches, langwieriges Schmelzen von Felsen entstanden sind, sind gewöhnlich nicht sehr steil und haben einen Boden aus roter Erde, einer Mischung von nicht schmelzbaren Resten von Kalkstein und Humus. Solche Dolinen sind meist die einzigen Orte auf dem Biokovo, an denen der Boden landwirtschaftlich nutzbar ist, so dass die Menschen in ihnen Felder bebauen. Von ihrem Boden haben die Menschen meist sorgfältig alle Steine entfernt, aus ihnen Mauern gebaut und so den Boden geebnet. Die tief gelegenen Dolinen schützen den fruchtbaren Boden vor Winden.
Dolinen, die durch Einbruch entstanden sind, haben oft steile Seiten und ihr Boden ist mit Steinblöcken bedeckt, die in die einstige Höhle oder Grube eingebrochen sind. Häufig befinden sich am Rand solcher Dolinen Eingänge in nicht eingebrochene Teile von Höhlen.
HÖHLE TUČEPSKA VILENJAČA (FEENHÖHLE VON TUČEPI)
Auf 1180 m über dem Meeresspiegel, am Fuße eines eindrucksvollen 100 Meter hohen Felsens, befindet sich der kleine Eingang in die Höhle Tučepska vilenjača. Im Amphitheater vertikaler Felsen aus Kalkstein, mit einem atemberaubenden Ausblick auf das Meer, scheint es, als hätten Feen den Ort für die Höhle gewählt, deren Namen sie trägt. Alten Erzählungen zufolge bewohnten ungewöhnliche Feen die Höhle - wunderschöne blonde Mädchen mit Pferdebeinen, die all jene erschreckten, die hier bei Dunkelheit vorbei kamen.
Sonnenstrahlen gelangen nur wenige Meter in die Höhle, wenn man jedoch etwas weiter geht, verwandelt sich die sonnige und bekannte Außenwelt wie mit einem Zauberstab zu einer Welt der ewigen Dunkelheit, die mit seltsamen Formen aus Stein umgeben ist.
Von der Decke der Höhle hängen Röhrchen aus Stalaktiten und dünne, schlängelnde Höhlenvorhänge, auf dem Boden und an den Seiten befinden sich große Stalagmiten, Kaskaden, Höhlenperlen...
Wissen Sie, wie all diese wundersamen Formen aus Stein entstehen? Wie lang ihre Lebensdauer ist? Verbergen Höhlen auch Leben? Weshalb ist es im Hochsommer in den Höhlen des Biokovo erfrischend kühl?
Die Antworten auf solche und andere Fragen werden Sie bei Gesprächen und im wirklichen Ambiente der Unterwelt des Karst auf dem Biokovo erfahren, wenn Sie mit einem kundigen Führer einen organisierten Ausflug in eine Höhle machen, wenn diese für Besucher geöffnet ist.
Die Höhle Tučepska vilenjača ist keine für den Tourismus eingerichtete Höhle. Zu ihr gelangt man auf einem Wanderpfad, so dass feste Schuhe empfohlen werden (am besten sind Wanderschuhe, aber feste Sportschuhe werden auch gut sein) und die Höhle betritt man mit Helm und Beleuchtung, die von Speläologen verwendet werden.
Details können Sie an folgender Adresse erfahren: öffentliche Einrichtung "Naturpark Biokovo", Trg Tina Ujevića l/l, Makarska, oder unter der Rufnummer++385 (0)21 616 914. Für einen Besuch der Höhle benötigen Sie einen kundigen Führer, da der Eingang wegen ihres Schutzes geschlossen ist.
Der instruktive Pfad unterhalb von Vilovika und die Höhle Tučepska vilenjača sind nur einige der bedeutenden geologischen Phänomene, die den Besuchern des Naturparks Biokovo auf interessante Weise dargestellt werden.
Es sind gerade Untersuchungen im Gange, nach denen noch ein solcher Pfad im Gebirge definiert werden wird, auf dem Dolinen, die Grube Amfora - die tiefste Grube des Biokovo, sowie Eisgruben gezeigt sollen werden.
GRUBE AMFORA
Die Grube befindet sich unweit des Gipfels von Biokovo. Sie wurde in den vergangenen Jahren mehrmals untersucht und im vergangenen Jahr stiegen Speläologen 614m tief, was bislang die größte erzielte Tiefe auf dem Biokovo ist.
EISGRUBEN
Eisgruben sind durch die Geschichten darüber bekannt, dass man aus ihnen Eis entnahm, das für das Frischhalten von Lebensmitteln verwendet wurde, als es noch keine Kühlschränke gab. Auf dem Biokovo gibt es sehr viele solcher Gruben. Sie treten auch auf anderen Gebirgen in Kroatien und in den Alpen auf. Wegen der großen, meist nach Norden gerichteten Eingänge, sammelt sich in diesen Gruben im Winter viel Schnee, der im Sommer nicht schmilzt oder zeitweise schmilzt und gefriert, wobei der ursprüngliche Schnee zu Eiskristallen wird.
Das Graben von Eis aus den Graben des Biokovo war eine äußerst schwere und gefährliche Arbeit. Um zum Eis zu gelangen, musste man oft vertikale Felsen bewältigen. Die Temperatur in den Eisgruben steigt auch im wärmsten Sommer nicht über 0 °C, so dass den tapferen Arbeitern wegen der großen Temperaturunterschiede an der Oberfläche und in der Grabe immer Lungenentzündungen drohten.
Der Naturpark Biokovo ist bemüht, das Andenken an diese Zeit zu bewahren und wird zu diesem Zweck versuchen, eine der Eisgruben für Besucher einzurichten.